Kreislauf vom Gedanken zum Gefühl
- Anja Aurbacher
- 4. Juni
- 3 Min. Lesezeit
Aktualisiert: 6. Juni
Stell dir dass ganze als dynamischen Kreislauf, vom Gedanken zum Gefühl vor:
Gedanken entstehen: Basierend auf unseren Erfahrungen, Überzeugungen, Erinnerungen und der aktuellen Situation bilden sich in unserem Geist Gedanken. Das können bewusste Gedanken sein (Ich sollte heute den Bericht fertigstellen) oder unbewusste Annahmen (Ich bin nicht gut genug).
Gefühle werden ausgelöst: Diese Gedanken, ob bewusst oder unbewusst, lösen unmittelbar emotionale Reaktionen aus.
Ein positiver Gedanke (Das schaffe ich!) erzeugt vielleicht Freude, Zuversicht oder Motivation.
Ein negativer Gedanke (Das schaffe ich nie!) ruft Angst, Frustration oder Demotivation hervor.
Wissenschaftlich gesehen werden Emotionen im limbischen System unseres Gehirns generiert, einem Bereich, der nicht direkt unserem Unterbewusstsein untersteht. Erst die Weiterleitung der Signale an die Hirnrinde macht sie zu bewusstseinspflichtigen Gefühlen.
Gefühle beeinflussen weitere Gedanken: Sobald ein Gefühl da ist, beeinflusst es wiederum unsere weiteren Gedanken.
Wenn du dich motiviert fühlst, weil du denkst, du schaffst etwas, werden deine nachfolgenden Gedanken wahrscheinlich darauf abzielen, wie du es am besten umsetzen kannst. Du wirst nach Lösungen suchen, anstatt nach Problemen.
Fühlst du dich hingegen ängstlich und demotiviert, kreisen deine Gedanken eher um mögliche Schwierigkeiten, Misserfolge und Gründe, warum du etwas nicht tun solltest.
Der Ruf nach Handlung: Hier kommen die Gefühle ins Spiel, um Gedanken in die Tat umzusetzen. Gefühle sind im Grunde biologische Signale, die uns zu bestimmten Verhaltensweisen anregen.
Positive Gefühle (Freude, Begeisterung, Hoffnung) wirken wie ein starker Antrieb. Sie geben uns die Energie und den Optimismus, um unsere Gedanken und Pläne aktiv zu verfolgen. Wir fühlen uns beflügelt und bereit, die Ärmel hochzukrempeln.
Negative Gefühle (Angst, Wut, Trauer) können ebenfalls zu Handlungen führen, wenn auch zu anderen. Angst kann uns zur Flucht oder Vermeidung anspornen. Wut kann uns dazu bringen, Grenzen zu setzen oder für unsere Rechte zu kämpfen. Trauer kann uns dazu veranlassen, uns zurückzuziehen und uns auf uns selbst zu besinnen. Das Gefühl gibt hier den Weg vor, welche Art von Handlung (oder Nicht-Handlung) als Nächstes sinnvoll erscheint.

Gefühle als somatische Marker
Die Neurowissenschaften sprechen von somatischen Markern, um dieses Zusammenspiel zu beschreiben. Unsere Gefühle hinterlassen quasi Körpergefühle oder intuitive Signale. Wenn wir eine Entscheidung treffen oder eine Handlung planen, rufen unsere Gedanken entsprechende Gefühle hervor. Diese Gefühle sind wie kleine rote oder grüne Lampen in unserem Inneren, die uns anzeigen, ob ein Gedanke oder ein Plan gut oder schlecht ist, basierend auf unseren bisherigen Erfahrungen und Bewertungen.
Wenn du zum Beispiel überlegst, ob du ein neues Projekt starten sollst, und du fühlst dabei Begeisterung und ein leichtes Kribbeln, ist das ein somatischer Marker, der dir signalisiert: Ja, das fühlst sich richtig an! Wenn du stattdessen ein flaues Gefühl im Magen oder eine innere Anspannung spürst, könnte das ein Signal sein, genauer hinzusehen oder den Plan zu überdenken.
Die Rolle der Emotionsregulation
Weil Gefühle so eine starke Rolle bei der Umsetzung unserer Gedanken spielen, ist die Fähigkeit zur Emotionsregulation entscheidend. Das bedeutet nicht, Gefühle zu unterdrücken, sondern sie bewusst wahrzunehmen, zu verstehen und konstruktiv mit ihnen umzugehen.
Wenn negative Gefühle wie Angst oder Zweifel überhandnehmen, können sie uns lähmen und daran hindern, unsere Gedanken in die Tat umzusetzen.
Wenn wir lernen, diese Gefühle zu erkennen, zu akzeptieren und gegebenenfalls durch Techniken wie Achtsamkeit, kognitive Umstrukturierung oder Entspannungsübungen zu beeinflussen, können wir den Kreislauf durchbrechen. Wir gewinnen die Kontrolle zurück und können unsere Gedanken effektiver in Handlungen überführen.
Ohne Gefühl keine Bewegung
Gedanken sind wie die Baupläne oder die Anweisungen, aber Gefühle sind die Energie und der Antrieb, der diese Pläne in die Realität umsetzt. Sie verleihen unseren Überlegungen Gewicht, Bedeutung und die notwendige Motivation. Ob es die Freude ist, die uns zu neuen Horizonten aufbrechen lässt, oder die Wut, die uns antreibt, Ungerechtigkeiten zu bekämpfen – Gefühle sind die unsichtbare Kraft, die unsere Gedanken nicht nur formt, sondern sie auch in konkrete Handlungen und somit in unsere gelebte Realität transformiert.
Welche Gefühle beflügeln dich am meisten, deine Gedanken in die Tat umzusetzen?
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